Antrittsrede von Bgm.
Johann Straner in der konstituierenden Sitzung am 14. 4. 2000 im Schulungszentrum
Fohnsdorf
Sehr geschätzte Fohnsdorferinnen
und Fohnsdorfer!
Vorerst sehr herzlichen Dank für
das große Vertrauen das Sie mir durch ihre Stimmabgabe am 19. März
entgegengebracht haben.
Mit dem heutigen Tag beginnt eine neue
Funktionsperiode. Für einige von uns bereits die zweite, dritte oder
vierte; für andere ist es jedoch der Beginn der ersten 5 Jahre in
der Gemeindevertretung.
Programme der verschiedenen wahlwerbenden
Parteien und
persönliche Vorstellungen der einzelnen
Mandatare gilt es ab nun in die tägliche Arbeit der Gemeindevertretung
einzubringen. Eines sollte uns aber vom ersten Tag unserer Arbeit an klar
sein:
Parteipolitik oder persönliche
Interessen sind Aspekte, die in der Arbeit für unser Fohnsdorf keinen
Platz finden dürfen.
Hier geht es vor allem darum, den Menschen
zu dienen, die Sorgen, Wünsche und Nöte aller Bevölkerungsgruppen
zu erfassen und nach geeigneten Lösungsansätzen zu suchen.
Gerade die Politik der Gemeinsamkeit hat
den enormen Fortschritt, den wir in den letzten 2 Jahren verzeichnen konnten,
möglich gemacht.
Genau diese neue Qualität der
Zusammenarbeit muss unser Ziel für die nächsten 5 Jahre bleiben.
Dazu gehört auch, dass wir ehrliche Politik betreiben. Nicht alle
Maßnahmen, die zu setzen sein werden, können überall Zustimmung
finden.
3 Faktoren werden die Gemeindepolitik in
den nächsten 5 Jahren entscheidend prägen:
-
Therme Fohnsdorf Gabelhofen ·
-
Bauabschnitt II Arena am Waldfeld
-
Volkszählung 2001
Erlauben
Sie mir mit der Volkszählung zu beginnen:
Die allgemeine Abwanderung aus dem
Aichfeld hat auch vor Fohnsdorf nicht Halt gemacht.
Trotz großer Anstrengungen im Wohnbau
und in der Sanierung ist es bisher noch nicht gelungen, die Bevölkerungszahl
stabil auf dem Wert von 1991 zu halten.
Waren 1991 noch 9.502 Personen in Fohnsdorf
gemeldet, so sind mit Stichtag 14. April 2000 nur noch 8.394 mit Hauptwohnsitz
und 581 Personen mit Zweitwohnsitz in Fohnsdorf zu verzeichnen.
Es ist als sehr realistisch anzusehen,
dass trotz aller Bemühungen, die wir im heurigen Jahr unternehmen
werden, keine Steigerung der Bevölkerungszahl zu erreichen sein wird.
Dies würde einen Einnahmenentfall aus dem Titel Bundesertragsanteile
von rund 12 Millionen Schilling bedeuten. Aber nicht nur das Absinken der
Bevölkerungszahl bringt finanzielle Einbußen; auch die Neuregelung
der Getränkeabgabe wird sich auf der Einnahmenseite mit einem Minus
von rund 1 Million Schilling niederschlagen.
Diese Ausfälle sind nur zu
einem Teil aus den wirtschaftlichen Aktivitäten, wie der Arena 2000
oder der Therme Gabelhofen abzudecken. Es wird auch nötig sein, die
eine oder andere Anlage außer Betrieb zu setzen.
Das größte Sorgenkind
in diesem Zusammenhang ist unser Hallenbad. Schon seit einiger Zeit betreiben
wir diese Einrichtung nur noch auf Sparflamme. Bei einem jährlichen
Abgang von konstant 2 Millionen Schilling pro Jahr würde die bevorstehende
Totalsanierung den Abgang um weitere 1,2 Millionen erhöhen. Eine Gesamtsumme
von 3,2 Millionen Schilling als jährlichen Zuschuss ist für die
nächste Zeit undenkbar.
Aber kommen wir nun zu den 2 Großprojekten,
die unsere zukünftige wirtschaftliche Entwicklung wesentlich beeinflussen
werden:
Arena
am Waldfeld
Der erste Bauabschnitt ist beinahe
fertig und wird Ende Mai in Betrieb gehen. Ein Projekt, das uns in den
letzten Monaten an Einsatz und Kraft einiges abverlangt hat.
Ist es doch von verschiedenen Stellen
vehement behindert worden. Da oder dort wollte man es mit aller Kraft zu
Fall bringen.
Das Vorhaben, ein Projekt verhindern
zu wollen, das enorme regionale Bedeutung - das einen Beschäftigungsboom
- ausgelöst hat, ist mir völlig unverständlich.
Ich kann verstehen, daß sich kleine
Handels- und Dienstleistungsbetriebe Sorgen machen; Faktum ist aber, dass
der Trend der Zeit sich unaufhaltsam in Richtung der Dienstleistungs- und
Gewerbezentren bewegt.
Gerade in unserer Region, die in
den letzten Jahrzehnten von wirtschaftlichen Problemen permanent erschüttert
wurde, ist es lebenswichtig, wirtschaftliche Akzente zu setzen.
Wir merken es alle - ich habe es bereits
erwähnt - am Rückgang der Bevölkerung, der die gesamte Region
betrifft.
Wurde uns doch in einer Studie vorausgesagt,
daß, wenn keine Gegensteuerungsmaßnahmen durch die Region unternommen
werden, nicht nur der Bezirk Judenburg, sondern der gesamte obersteirische
Raum in den nächsten 25 Jahren bis zu 25% an Einwohnern verlieren
wird.
Diese Prognose bewahrheitet sich momentan
exakt.
Nur durch die Beschäftigung
und neue Chancen für unsere Jugend wird es möglich sein, eine
Trendumkehr zu erreichen.
Der erste Bauabschnitt der Arena
am Waldfeld ist der Beginn dieser Trendumkehr.
Wir bemühen uns momentan intensiv
die widmungsmäßigen Voraussetzungen für den z. Bauabschnitt
zu schaffen.
Ich hoffe, daß es keinen
nennenswerten Widerstand gegen den 2. Bauabschnitt mehr geben wird. Auch
für diesen Teil ist eine Investitionssumme
von mehr als 250 Millionen Schilling und
ein Beschäftigungseffekt von 200 bis 250 Arbeitsplätzen vorgesehen.
Ich kenne kein Beispiel der letzten
Jahre, wo ein Investor in 2 Jahren rund 450 Arbeitsplätze geschaffen
hat. In diesem Zusammenhang richte ich meinen Dank an die Investoren, aber
auch an ,die Bezirkshauptmannschaft Judenburg für die rasche Behandlung
der gewerberechtlichen Verhandlungen. Auch die Stadtgemeinde Judenburg
hat mittlerweile die überregionale Bedeutung des Standortes Gabelhofen
erkannt und ist ebenfalls eifrigst dabei, die widmungsmäßigen
Voraussetzungen für Betriebsansiedelungen in diesem Bereich zu schaffen.
Als Bürgermeister der Gemeinde
Fohnsdorf freue ich mich sehr,
dass man zur Einsicht gekommen ist, einen
TOP-STANDORT in der Region zu besitzen und über jeden Arbeitsplatz,
der in unserer Region neu geschaffen wird, AUCH wenn er NICHT im Gemeindegebiet
von Fohnsdorf platziert ist.
Therme
Fohnsdorf-Gabelhofen
Das große Thema der Vergangenheit,
Gegenwart und ich hoffe auch der Zukunft ist unsere Therme Fohnsdorf-Gabelhofen.
Geschätzte Damen und Herren,
Sie haben die Entwicklung um das Thermenpro
jekt sicherlich sehr auf- merksam in den
Medien
verfolgt. Nach beinahe 5 Jahren Hoffen
und Bangen um einen Investor, ist es gelungen, diesen zu finden. Seit knapp
2 Wochen sind wir nun gemeinsam mit Herrn Diplomkaufmann Helmut Zoidl Besitzer
der Thermenrechte.
Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung
Verwirklichung dieses Jahrhundertprojektes ist damit gesetzt.
In der kommenden Woche wird es bereits
die ersten Verhandlungen mit dem Geologen Dozenten Goldbrunner geben, um
den genauen Zeitplan für die Pumpversuche abzustecken.
Bei optimalen Voraussetzungen wäre
es bereits Mitte Mai möglich mit der Probepumpung zu beginnen, wonach
spätestens im September dieses Jahres das Ergebnis feststehen müsste.
Bei Zutreffen aller Voraussetzungen bei einer Schüttung von 1,5 bis
2 Litern in der Sekunde - könnte dann sofort mit der Planung begonnen
werden und mit Frühjahr 2001 könnten bereits die ersten Baumaßnahmen
getroffen werden.
Unsere Therme Fohnsdorf-Gabelhofen
würde die Entwicklung der gesamten Region positiv beeinflussen. Sie
sichert bestehende und schafft neue Arbeitsplätze.
Neben den unmittelbaren Auswirkungen auf
den Arbeitsmarkt mit ca. 100 Arbeitsplätzen im Thermenbereich und
weiteren 100 bis 150 Arbeitsplätzen durch die Synergieeffekte rund
um die Therme, würde auch eine wahre Investitionslawine in den nächsten
Jahren in Bewegung kommen.
Schätzungen gehen von einer
Summe von mehr als 1 Milliarde Schilling aus, die rund um die Therme investiert
werden könnten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist auch,
dass die ursprüngliche Industrielastigkeit der Region in Zukunft nicht
mehr so gegeben sein wird. Durch die ausgewogene Verteilung der Arbeitsplätze
auf Industrie und nun auch Dienstleistung, Handel und Tourismus sind Einbrüche
in anderen Bereichen für die Region eher verkraftbar, als in der Vergangenheit.
Für uns als Gemeinde Fohnsdorf bedeutet
die Therme Fohnsdorf-Gabelhofen mit Sicherheit auch eine enorme Herausforderung.
Doch nicht nur die Gemeindevertretung
wird hier gefordert, alle infrastrukturellen Voraussetzungen zu schaffen,
sondern auch die Wirtschaft - besonders der Bereich Dienstleistung, Handel
und Gastronomie muß sich auf die neue Situation bestens einstellen,
um einen maximalen Erfolg aus diesem Projekt zu erzielen. Große Herausforderungen
warten auf die Gemeindevertretung
Neben den Megaprojekten Arena am
Waldfeld und Therme Fohnsdorf-Gabelhofen gibt es weitere Großprojekte,
die uns vieles abverlangen werden. Eines davon ist das Alten- und Pflegezentrum,
für dessen Um-, Zu- und Neubau gestern der Spatenstich gesetzt wurde.
Damit entsteht eine neue Dimension für
die Betreuung alter und pflegebedürftiger Menschen.
Aber auch in der flexiblen Kinderbetreuung
gilt es neue Wege zu beschreiten.
Die geänderten Bedingungen in der
Arbeitswelt fordern auch hier von der Kommune neue Lösungen.
Ein weiterer Schwerpunkt der nächsten
Jahre wird auch weiterhin die Ortserneuerung sein. Gerade im Hinblick auf
die Therme Fohnsdorf-Gabelhofen müssen wir verstärkt in diesem
Bereich tätig sein.
Hand in Hand mit einer weiteren
Verbesserung der Infrastruktur - Ausbau des Rad- und Gehwegenetzes - wird
dieser Teil unsere zukünftige Arbeit wesentlich beeinflussen. Mit
diesen wenigen Beispielen habe ich nur einen kleinen Teil unserer Arbeit
für die nächsten Jahre umrissen.
Geschätzte Damen und Herren,
liebe Fohnsdorferinnen und Fohnsdorfer; wie sie meinen Worten entnehmen
konnten, werden die nächsten Jahre für unsere Gemeinde enorm
wichtig sein.
Gelingt es uns, all diese Projekte
so umzusetzen, wie ich sie angeführt
habe und wie wir sie uns alle wünschen,
so haben wir einen wichtigen Grundstein für die nächsten Jahrzehnte
gelegt. All das wird aber nicht nur den höchsten Einsatz von uns allen
verlangen, sondern wir werden auch da und dort das nötige Quäntchen
Glück und weiterhin unseren ungebrochenen Optimismus brauchen.
Ein ganz entscheidender Faktor wird
aber sein, die neue Qualität der Zusammenarbeit, die wir in den letzten
Jahren praktiziert haben, weiterhin als oberste Priorität anzusehen.
Es muss uns allen bewusst sein, dass wir
nur GEMEINSAM diese Herausforderungen der Zukunft meistern können.
Es darf nicht um Personen oder Parteien
gehen; es geht einzig und allein um unser Fohnsdorf, unseren Heimatort,
den wir weiterhin lebens- und liebenswert gestalten wollen.
Ich lade alle herzlichst ein, den Weg
der Gemeinsamkeit mit uns zu beschreiten - zum Wohle unserer Gemeinde.
Ein herzliches Glück auf!
Herzlichst,
Ihr Bürgermeister
Johann Straner
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