Das letzte Dorf wird bald globalisiert sein, unsere Arbeit machen wir bald so effizient, daß wir keine mehr haben werden, Menschen unterscheiden wir nicht mehr nach Gesichtern, sondern nur danach, was vor und hinter dem @ kommt. 1999 geht die Welt unter und drei Jahre danach haben wir den Euro. So die Weltuntergangspropheten. Doch ist es wirklich so? Ist das alles so schlimm? Keine Antworten zwar, dafür aber ein paar Gedanken im folgenden Artikel. Denn wie schon ein russisches Sprichwort sagt: Man soll am Ast sägen auf dem man sitzt, bevor einen jemand daran aufhängt!
Recht zeitgeistig waren sie ja immer schon, unsere Zeitgeistkritiker. Ihre Kritik ist nicht immer unberechtigt. Doch oft ist das, was Gegenteil vorgibt zu sein, nur Spiegelbild dessen, was es vermeintlich kritisiert. Oder ganz einfach bequemer. So werden wir täglich in den Medien mit immer neuen Begriffen wie Internet, E-Mail, (vorgeblichen?) Fortschritten in der Gentechnik etc. konfrontiert. Aber eigentlich haben viele keine rechte Lust dazu, sich selbst damit zu beschäftigen, und doch verspüren sie das unangenehme Gefühl in sich, hier bei irgendetwas Wichtigem nicht mitreden zu können. Sie sind dann froh darüber, wenn endlich ein honoriger Kritiker auftaucht, den ganzen Fortschritt relativiert, oder ihn überhaupt als ein Werk des Teufels darstellt. Denn: „Wos brauch ma des ois?" Es gibt aber auch Menschen (wenige vielleicht), für die das „Wos brauch ma des?" mehr als eine rhetorische Frage, wenn nicht gar eine Lebensphilosophie ist. Es gibt Menschen, die auf die diese Frage versuchen eine Antwort zu geben, indem sie sich wirklich damit auseinandersetzen. Was natürlich nicht ausschließt, daß man zum Schluß kommt, eine Entwicklung sei falsch oder löse zumindest nicht alle Weltprobleme, wie uns unbeirrte Fortschrittsjünger weismachen wollen. So fördern die neuen Kommunikationsmittel die Verständigung der Menschen über alle Grenzen hinweg, lassen die Globalisierung auch auf den Gebieten der Dienstleistungen erst so richtig effizient werden. Sie machen Unternehmen unabhängig von Ländern, lassen Tag und Nacht nebensächlich erscheinen, kurz, ermöglichen es, flexibel auf die Bedürfnisse des Marktes reagieren. Zwei Begriffe: Markt und die Flexibilität! Hochgehalten werden sie und beinahe abgöttisch verehrt. Doch auf sehr einseitige Weise. Man kann durchaus Anhänger der alles regelnden Theorie von Angebot und Nachfrage sein, und doch bleibt es oft Theorie. Dann nämlich, wenn eigentlich keiner mehr etwas davon hat, weil die meisten nur passiv daran teilhaben können, sich selbst immer billiger anbieten müssen und keiner nachfragt, wie es ihnen dabei geht. Doch warum sollte man die Markt-wirtschaft als System nicht selbst Angebot und Nachfrage unterwerfen? Wobei die Nachfrage nicht immer dadurch entstehen muß, daß ein kurzfristiges materielles Interesse befriedigt, sondern langfristig das Überleben gesichert wird. Ein weiterer beliebter Begriff ist die Flexibilität. Nur sollte man auch hier nach aktiver und passiver Flexibilität unterscheiden. Es ist ein Unterschied, ob man alles macht, weil man alles machen muß, oder vieles zu machen in der Lage ist, weil man Fähigkeiten besitzt und gut ausgebildet ist. Aber das ist ein Kapitel der Mitarbeitermotivation, auf das immer mehr Unternehmen glauben, verzichten zu können. Obwohl hier sicher noch beträchtliche Produktivitätsreserven stecken. Doch sollte man nicht dem Irrtum verfallen, an allem Unheil sei die Globalisierung schuld. Die Ankündigung, in Zukunft würde das Verhältnis zwischen Arm und Reich 80 zu 20 lauten entspricht durchaus den heutigen Weltverhältnissen, nur daß wir in Österreich im Alltag wohl kaum mit den 80 % in Berührung kommen, und die Fernsehnachrichten sind auch nur einen Knopfdruck von der nächsten Soapopera entfernt. Drohende Fehlentwicklungen haben ihre Wurzel eben oft in den vorhanden Ungleichgewichten der Gegenwart. Aber nur durch globale Zusammenarbeit werden wir in der Lage sein, viele Weltprobleme zu lösen. Und die Globalisierung bietet sicher mehr Möglichkeiten, als billige Arbeitskräfte aus allen Winkeln der Welt zu besorgen und Produktionsstätten von einem Tag auf den anderen dorthin zu verlagern, wo es eben am billigsten ist. Zur Zeit scheint es allerdings noch so zu sein, daß die Anbeter des Goldenen Kalbes Profit von einem Sieg zum andern eilen, oder andere einfach dem Zug der Lemminge folgen. Zu Tode gesiegt ist allerdings auch gestorben.