Deponievertrag bringt
große Nachteile für die Gemeinden, Tagesordnungspunkt wurde
abgesetzt
Breiten Raum nahm in der letzten GR-Sitzung
die Diskussion über den neuen Deponievertrag zwischen der Abfallsbehandlungsanlage
Gasselsdorf und den Gemeinden des Abfallwirtschaftsverbandes, darunter
Zeitweg, ein. Von der SPO-Fraktion wurde der Antrag über die Zustimmung
zum Vertrag gestellt.
Opposition geschlossen dagegen
Einheitlich und scharf, wie selten zuvor,
trat die gesamte Opposition gegen diesen Vertrag auf. Doch kurz zur Geschichte:
Der alte, noch gültige Deponievertrag,
war schon eine äußerst einseitige Angelegenheit zu Gunsten von
Gasselsdorf und zu Lasten der Gemeinden. Ursprünglich. gab es nicht
einmal ein Kündigungsrecht. Auch in der Tarifgestaltung waren die
Gemeinden den Deponiebetreiber Stadtwerke Judenburg (sprich Gemeinde Judenburg)
mit Haut und Haaren ausgeliefert. Weiters stand im Vertrag, daß nur
Müll aus den Bezirken angeliefert und deponiert werden würde.
Deshalb werden auch alle anliefernden Gemeinden in die Haftung für
eine gemeinsame Sanierung nach Auslauf der Deponie genommen.
Gasselsdorf brach einseitig den Vertrag
Ohne Zustimmung der Vertragspartner wurde
vor einigen Jahren durch einen GR-Beschluß in Judenburg der Vertrag
einseitig insofern abgeändert, daß nun auch bezirksfremder Müll
abgelagert wird, und dies in beträchtlicher Menge. Aber damit nicht
genug. Zahlten wir für eine Tonne Restmüll S 1900.-, so soll
der Fremdmüll der Bergerdeponie weit unter diesem Preis (man spricht
etwa von einem Drittel dieses Preises) hereingenommen worden sein. Dies
führte zu einer Reklamation der Gemeinden für einen neuen Deponievertrag
mit Streichung der Haftung und Senkung der Gebühren.
Wer meint, daß nun die verantwortlichen
Vertreter der Gemeinden (für uns ist BM Leitner im Vorstand) aus dem
alten Vertrag gelernt hätten, geht irr.
Man hat zwar die Haftung für die
Rekultivierung der Deponie gestrichen und auch die Preise bei Restmüll
um S 250.- von S 1900.-' auf S 1650.- pro Tonne und bei Sperrmüll
um S 400.- von S 2300.- auf S 1900.- pro Tonne gesenkt, dafür sind
aber viele andere Punkte im Vertrag schlechter als zuvor.
An Einseitigkeit kaum zu überbieten
Würde der Vertrag so beschlossen,
fallen in Zukunft alle Kontrollmöglichkeiten seitens des Abfallwirtschaftsverbandes
weg. Dies entzieht den Gemeinden jegliche Vergleichsmöglichkeiten
bei der Preisgestaltung. Dazu kommt noch, daß unsere Vertreter -
somit auch BM Leitner als Mitglied des Vorstandes - ihr derzeitig noch
vorhandenes Kontrollrecht bis heute nicht ausgeübt haben, um zu ermitteln,
was die "Fremdmüllzulieferer" tatsächlich für die Tonne
bezahlt haben. Dies gab der Bürgermeister auf eine Frage von GR Krivec
auch zu.
Damit aber nicht genug. Der neue Vertrag
soll bis zum Ende des Jahres 2004 nicht aufkündbar sein. Das gilt
zwar beidseitig, aber wem dies alleine zugute kommt, liegt wohl auf der
Hand. Danach ist der Vertrag jährlich kündbar, die Kündigung
kann aber jederzeit einseitig durch den Betreiber aus Gründen einer
"bedeutenden Reduzierung des frei zur Verfügung stehenden Deponievolumens"
durchgeführt werden. Das heißt, ist die Deponie z.B. durch die
Hereinnahme von Fremdmüll voll, können die Gemeinden aus den
Bezirk selbst schauen, wo sie ihren Müll unterbringen werden.
So kann es doch nicht gehen
- argumentiert unser GR Krivec dazu - wie
kann man zu einem solchen Vertragspartner Vertrauen haben, der uns in der
Vergangenheit bewiesen hat, daß es hier nicht das Vertrauen sondern
nur das Geschäft ist, was zählt. In Zeiten wo alle von einer
richtigen und notwendigen Müllreduzierung sprechen ist es doch pervers,
daß Gemeinden bestraft werden, wenn weniger Müll infolge der
Mülltrennung angeliefert wird.
Die Fraktionen der Opposition (die FPÖ
war nicht bei der Sitzung anwesend) appellierten geschlossen an die Mehrheitsfraktion
den Tagesordnungspunkt auszusetzen und sich mit anderen Gemeinden im Abfallwirtschaftsverbandes
gemeinsam für einen fairen Vertrag, vor allem aber mit fairen Preisen
und
Kündigungsmöglichkeiten, die
für alle gleich gelten, einzusetzen. Schließlich siegte die
Vernunft in der SPÖ-Fraktion.
Nach einer Sitzungsunterbrechung wurde
der Tagesordnungspunkt einstimmig abgesetzt. Bleibt nur zu hoffen, daß
auch die richtigen Schlüsse gezogen werden!
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